Seit Frühjahr 2020 entsteht der Zusammenschluss zum Eigenverbrauch Zimel (ZEV Zimel) auf dem Bauland der Korporation Unterägeri. Das Areal umfasst derzeit 12 Gebäude mit 101 Wohnungen. Fünf weitere Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 48 Wohnungen sind momentan in Bau. Die Energieversorgung des Areals ist maximal lokal. Denn neben dem Solarstrom von der Photovoltaik (PV) Anlage und dem Trinkwasser wird auch die Wärme von der lokalen Korporation bereitgestellt.
Die Geschichte der Korporation Unterägeri
Die Geschichte der Korporation Unterägeri reicht ins Mittelalter zurück und umfasst im Wesentlichen die Verwaltung der Allmendegüter der Gemeinde Unterägeri. Heute wohnen ca. 8500 Menschen in der Gemeinde und es besteht eine grosse Nachfrage nach Wohnraum. Da die Korporation Unterägeri im Gebiet Zimel grössere Flächen Bauland besitzt, baut sie dort eine Wohnüberbauung. Ein Eckpfeiler der Korporation ist die nachhaltige Nutzung von lokalen Ressourcen. „Wir sind der Überzeugung, dass wir als Korporation einen einmaligen Beitrag zur Energiewende in Unterägeri beitragen können. Wir haben die langfristige Perspektive und die finanziellen Möglichkeiten für nachhaltige Investitionen. Es ist uns wichtig, als Korporation mit gutem Beispiel voran zu gehen.“ so Thomas Hess, Korporationsschreiber der Korporation Unterägeri.
Thomas Hess
Korporationsschreiber der Korporation Unterägeri
„Die smart-me Technologie mit ihrer Kombination aus Hard- und Software war genau das, wonach wir gesucht hatten.“
Die Chancen eines Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV)
Die Erzeugung von eigenem Solarstrom für das Ziel-Areal war die logische Konsequenz. Im ersten Schritt wurde an der Gemeindeversammlung im September 2020 das Energiekonzept Zimel vorgestellt. Das Konzept konzentrierte sich auf drei wesentliche Punkte: den Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV), den Wärmebezug aus der Wärmezentrale und die Grosskunden- Grösse.
Erstens plant, finanziert und betreibt die Korporation auf allen Dachflächen PV-Anlagen. Die Wohnungen werden zwar verkauft, das Recht auf die Nutzung der Dachflächen bleibt aber bei der Korporation. Anstatt den Solarstrom ins Netz einzuspeisen, verkauft die Korporation den Strom an die Anwohner. Hierzu wird ein ZEV gebildet. Zweitens wird die Wärme von der im Moment im Bau befindlichen Wärmezentrale Rain bezogen. In der Wärmezentrale wird Wasser mit Holzschnitzeln aus dem Korporationswald aufgeheizt. Drittens erlaubt die Grösse der Überbauung in Zukunft die Klassifikation als Grosskunde, denn das Ziel Areal wird den Jahresverbrauch von über 100’000 kWh erreichen und den Stromlieferanten frei wählen können. Dadurch sinkt der Strompreis und somit die Stromkosten der Bewohner weiter.
Marc Iten
Geschäftsführer der Iten-Arnold Elektro AG
“ZEV ist eine tolle Lösung. Es braucht einfach immer jemanden, der bestimmt, die Autorität gegenüber den Energiebezügern aufbringt und die finanziellen Mittel hat, um die Investitionen zu leisten.”
In einem zweiten Schritt ging es dann um die Planung und die konkrete Umsetzung des Areals. Diese wurden von einem lokalen Elektriker, der Iten-Arnold Elektro AG, durchgeführt. Federführend waren dabei Marc Iten, Geschäftsführer der Iten-Arnold Elektro AG und Projektleiter, Pascal Terreni.
Sie hatten bereits vorher Zusammenschlüsse zum Eigenverbrauch (ZEV) umgesetzt, allerdings noch nicht auf einem Areal dieser Grösse. Marc Iten sagt: “ZEVs sind eine tolle Lösung.» Es braucht einfach immer jemanden, der bestimmt, die Autorität gegenüber den Energiebezügern aufbringt und die finanziellen Mittel hat, um die Investitionen zu leisten.” Laut Iten seien gerade institutionelle Investoren wie Pensionskassen, Korporationen oder Wohnbaugenossenschaften in einer prädestinierten Lage, ZEV zu realisieren, täten dies aber noch viel zu wenig. Auch weil die Verhandlung mit der Bauherrschaft Aufklärungsarbeit erfordert, denn laut Thomas Hess war die grösste Herausforderung die Verhandlung mit den Bauherrschaften. Es gab einige Baurechtsnehmer, welche der PV-Anlage und dem ganzen Energiekonzept skeptisch gegenüberstanden. Die Korporation leistete jedoch die nötige Aufklärungsarbeit und konnte das Konzept schlussendlich wie geplant umsetzen. Die Bauarbeiten für die erste Etappe des Bebauungsplans Zimel sind dann im Frühjahr 2020 mit dem Cluster Mitte erfolgreich gestartet. Die ersten Gebäude im Cluster Mitte wurden im Frühjahr 2022 bezogen.
Arealüberbauung mit lokaler Energieversorgung
Heute beziehen die ersten Gebäude der Überbauung Zimel Strom, Wärme und sogar Wasser von der Korporation und somit aus lokaler Quelle.
Strom
Alle Dachflächen des Zimel Areals gehören der Korporation Unterägeri. Bei Abschluss des Projekts wird die PV-Anlage ca. 1’100 m² gross sein. Damit wird tagsüber ein grosser Teil des Stroms direkt vor Ort produziert werden. Überschüssiger Strom wird ins Netz gespeist.
Wärme
Die Heizung und Warmwasseraufbereitung sind in Wohngebäuden die grössten Verbraucher. Durch den Anschluss an die Wärmezentrale der Korporation ist die Wärmegewinnung C02-neutral. Denn die Verbrennung von Holz setzt gleichviel CO2 frei, wie die Bäume im Verlauf ihres Wachstums der Atmosphäre entzogen haben. Die Holzschnitzel stammen aus dem Korporationswald, welcher in unmittelbarer Nähe liegt. Auf die Verbrennung von Heizöl für die Wärmegewinnung kann ganz verzichtet werden.
Wasser
Auch das Wasser stammt aus der Korporation Unterägeri. Sie errichtet, betreibt und unterhält Wasserbeschaffungsanlagen und ein Transport- und Verteilnetz zur Belieferung der Kunden mit Trinkwasser.
Mobilität
Sämtliche Parkplätze erhalten einen Grundausbau für E-Ladestationen. So kann eine E-Ladestationen bei Bedarf einfach bei irgendeinem Parkplatz angehängt werden, sobald der Besitzer Bedarf anmeldet. Die Ladestationen werden mit einem Miet-/Kaufsystem angeboten. Einen Teil der Anschaffungskosten trägt die Parkplatzbesitzerin. Danach zahlt sie monatlich eine Miete für die Nutzung der Infrastruktur. Die Ladungen werden mit zwei Tarifen abgerechnet: Ein Standard- und ein Solarstromtarif, wenn PV-Überschuss besteht.
Energiemanagementsystem
Im Zimel wird die Energie über eine zentrale Plattform gemessen, gesteuert und abgerechnet. Und im Fall vom Zimel nicht nur Strom wie in anderen ZEV, sondern auch Wasser, Wärme und Ladestrom. Hier kommt das smart-me Energiemanagementsystem voll zum Tragen. „Die smart-me Technologie mit ihrer Kombination aus Hard- und Software war genau das, wonach wir gesucht hatten. Sie ermöglicht die Einbindung aller Energieträger und auch eine bessere Abstimmung zwischen Produktion und Verbrauch.“ sagt Hess. Zudem ermöglicht das Smart Metering ein Live Monitoring. Der Energieverbrauch von Strom, Warm- und Kaltwasser und Heizung wird live in der smart-me App dargestellt. Damit können die Nutzerinnen ihren Gesamtverbrauch beobachten und datenbasiert Energiesparmassnahmen vornehmen.
Die Resultate
Die lokal produzierte Energie aus Sonne und Wald wird auch lokal verbraucht. Dadurch weist das Ziel Areal einerseits einen vergleichsweise reduzierten fossilen Energieverbrauch und damit verbundene CO2-Emissionen auf, andererseits ist das Areal unabhängiger von importierter Energie. Speziell ist, dass die Betreiberin mit der Bewirtschaftung des eigenen Waldes auch das Fernwärmenetz betreibt und darüber hinaus auch noch als Wasserversorger auftritt.
Um den Eigenverbrauchsanteil zu erhöhen und noch unabhängiger von aussen zu werden, möchte Hess in Zukunft auch eine Batterie mit überschüssigem PV-Strom speisen oder sogar Wasserstoff erzeugen. Hess ist von ZEV überzeugt “Die Korporation wird nur noch ZEV bauen. Derzeit betreiben wir drei ZEV und sind in der Planung für zwei weitere.” Die Initiative der Korporation trägt durch ihren Pioniergeist einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Energieerzeugung in der Gemeinde bei.
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